Spielbericht Herren 1 – TV Bad Rappenau

So, 10. Oktober 2021

Das Kraichgauderby war nichts für Handball-Ästheten

Das Ergebnis täuscht über den Spielverlauf ein wenig hinweg, denn deutlich wurde es erst in der Schlussphase: Mit 33:24 behielten die Richener im Kraichgauderby gegen den TV Bad Rappenau die Oberhand und tüteten nach dem 36:27 vor zwei Wochen gegen den TV Mosbach 2 die Punkte drei und vier ein. Die Rollen vor dem Spiel waren klar verteilt. Auf der einen Seite die favorisierte Heimmannschaft, deren Ambitionen es sind in der Bezirksklasse mindestens einen vorderen Mittelfeldplatz zu erreichen. Und auf der anderen Seite die Gäste aus der Kurstadt, die mit Fug und Recht noch als Aufsteiger und Underdog bezeichnet werden können. Deren Ziel ist dementsprechend nichts Anderes als der Klassenerhalt in der neuen Heimat.

Nach der 17:41-Klatsche gegen die HSG Kochertürn/Stein aus der Vorwoche waren sie auf Wiedergutmachung aus – und schafften es über 40 Minuten dem Favorit mehr als Paroli zu bieten. Sie waren gar die Mannschaft, die den Ton angab und gestützt auf ihren bärenstarken Torwart Thomas Schwing die Richener nicht nur einmal an den Rand der Verzweiflung brachten. So startete die Partie unter Leitung des Schiedsrichtergespanns Kohler/Meier mit klareren Vorteilen für den Underdog. Neben dem bereits erwähnten Torwart Schwing war es in der Anfangsphase auch Rückraumshooter Sebastian Bischoff, der dem Spiel seinen Stempel aufdrückte. Vor allem wegen ihm und seiner Torgefahr von der halblinken Königsposition bekamen die Richener anfangs in der Abwehr kaum einen Zugriff auf das Spiel und sahen sich ruckzuck mit 1:4 im Rückstand. Als der Richener Torwart Martin Appel einen Siebenmeter-Strafwurf hielt und Richen trotz Unterzahl fünf Treffer in Folge erzielte, dachten einige in der Halle, das Derby nähme nun seinen gewohnten Lauf. Doch dem war bei weitem nicht so, und die Initialzündung war nur eine Vorübergehende. Denn Richen leistete sich nun haarsträubende Fehler, vor allem vorne. Anstatt die Angriffe geduldig auszuspielen, wurde viel zu oft vorschnell abgeschlossen. Und standen die Angreifer mal frei vor dem Gehäuse – Schwing hatte etwas dagegen. So konnten die Rappenauer bis zum Seitenwechsel wieder knapp in Führung gehen; 11:12 leuchtete es von der Anzeigetafel.

Im zweiten Durchgang anfangs kein anderes Bild – Bad Rappenau kam mehrfach zu leichten Toren und profitierte von Zuordnungsproblemen in der Richener Abwehr, während Richen aus dem gebundenen Angriffsspiel weiter wenig zustande bekam. Die Wende brachten zahlreiche Richener Tempogegenstöße, die in der Folge nun auch effektiver verwandelt wurden und der Heimmannschaft Sicherheit gaben. Und das kombiniert mit einer Umstellung auf zwei Kreisläufer ließ Richen bis zum Schlusspfiff Tor um Tor davonziehen. Am Ende stand es 33:24. Doch nicht nur die Geschwindigkeit des Richener Angriffsspiels nahm mit voranschreitenden Spieldauer zu, sondern auch die Härte. Immer wieder gab es Unterbrechungen, auch weil die Angreifer unsanft aus der Luft geholt wurden. Angefressen war nach dem Spiel der Gästetrainer Zeljko Jerkovic. Nicht wegen der Leistung seiner Mannschaft, sondern aufgrund der Härte im Spiel. „Mit Handball hatte das phasenweise nichts zu tun – mehr sage ich dazu nicht“, sagte Jerkovic und verschwand in den Kabinengängen der Hardwaldhalle. Freilich, die Richener langten ordentlich zu, doch auch die Gäste trugen ihren Teil dazu bei, dass es nicht nur eine Behandlungspause auf dem Spielfeld gab. So mussten am Ende beide Trainer froh sein, dass es nicht mehr als die üblichen Wehwehchen und Schrammen gab. In einem werden sich die beiden, sowohl Bernauer als auch Jerkovic, einig sein: Wenn am 5. Februar 2022 das Rückspiel des Derbys in der Bad Rappenauer Mühltalhalle ansteht, hoffen beide auf ein schöneres Handballspiel – und natürlich auch auf ein weniger körperorientiertes. Während Richen bereits nächsten Samstag um 16 Uhr wieder ranmuss, beim TSV Buchen 2, haben die Bad Rappenauer eine Woche länger Zeit zu regenerieren. Am Sonntag, 24. Oktober treten sie bei der HSG Hohenlohe 2 an.

TB Richen: M. Appel, Sommerfeld (beide im Tor); Schwenda (10), Gottstein (8), Altrieth (6/1), Ro. Renz (3), Pretz (2), Ru. Renz (2), S. Appel (1), Fecker (1), Ebert, Mairhofer.

TV Bad Rappenau: Schwing, Melnikov (beide im Tor), Bischoff (10/3), Fackler (4), Boukiri (3),  Heisig (3), Kreuzer (2), Braun (1), Bauer (1), Scheljakin, Oroszy, Pfander, Wolay, Özmen.

Bericht: Martin Appel